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Nichts ist so beständig wie der Wandel

Unsere Rolle wird sic him Gleichzug mit der sich verändernden Wettbewerbslandschaft weiterentwickeln

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Veröffentlicht auf 19 März 2023
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Jeremy Weir

Executive Chairman / Chief Executive Officer

Veränderung ist eine der wenigen Konstanten im Rohstoffhandel, und die letzten drei Jahre haben die Anpassungsfähigkeit der Händler wie nie zuvor auf die Probe gestellt.

Fortlaufende Schocks – Covid-19, Europas Energiekrise und der Krieg in der Ukraine – haben die traditionellen Handelsströme herausgefordert und die Kosten sowie die Komplexität des globalen Warentransports erhöht.

Zudem wurden vermehrte staatliche Eingriffe in die Märkte, eine Regionalisierung der Versorgung sowie starke Schwankungen bei den Rohstoffpreisen verzeichnet.

Die Versorgung mit unabdingbaren natürlichen Ressourcen ist deutlich komplexer, aber auch wichtiger für die Welt geworden als je zuvor.

Nach unserer Sicht hat Trafigura diese Herausforderungen erfolgreich gemeistert und unseren Kunden ungeachtet der unsicheren und volatilen Zeiten stets Versorgungssicherheit geboten.

Dies konnten wir vor allem dank unserem globalen Netzwerk, unserer Erfahrung und unseres Know-hows gewährleisten, die in drei Jahrzehnten kontinuierlich aufgebaut wurden. Unser Unternehmen wird weiterhin auf diese Stärken setzen.

Erfolg in einem sich rasch wandelnden Umfeld erfordert viele Faktoren.

Einer davon ist der unmittelbare Zugang zu Kapital, um die erheblich gestiegenen Anforderungen an Sicherheiten zu erfüllen, sowie Risikomanagementkapazitäten, eine dynamische Unternehmenskultur und hochqualifizierte Mitarbeiter, die sich schnell an neue Marktgegebenheiten anpassen können.

Darüber hinaus müssen Unternehmen in unserer Branche riesige Datenmengen verarbeiten können, um immer komplexer werdende Märkte zu verstehen und ihren Wettbewerbsvorteil zuwahren.

Auch bestehen andere Anforderungen wie die Notwendigkeit globaler Compliance-Teams, um mit den neuen Regulierungen und Vorschriften Schritt zu halten.

Unsere Rolle wird sich im Gleichzug mit der sich verändernden Wettbewerbslandschaft weiterentwickeln.

Der Krieg in der Ukraine und die verhängten Sanktionen haben bereits zu einer Umpolung der globalen Handelsflüsse geführt, hauptsächlich beim Öl.

Russisches Öl, das traditionell nach Europa verschifft wurde, wird nun auf andere Märkte wie Indien und China verlagert, oft auf älteren Schiffen, die ausserhalb der westlichen Sanktionsregelungen operieren. Gleichzeitig wird Öl aus dem Arabischen Golf und den USA nach Europa verschifft, um diese Lücke zu schliessen.

Dabei sind die Frachtwege für Rohöl und Ölprodukte erheblich verlängert worden, was eine neue Dauerbelastung für die Frachtlogistik darstellt. Als Folge davon sind auch die Treibhausgasemissionen sowie die Umweltrisiken gestiegen.

Auf den Gasmärkten kam es zu beträchtlichen Umwälzungen, da die russischen Gaslieferungen nach Europa praktisch zum Erliegen gekommen sind. Um dies zu kompensieren, war Europa gezwungen, seinen Bestand an Kohlekraftwerken vorübergehend wieder in Betrieb zu nehmen und aggressiv für den Erhalt von Flüssigerdgasladungen (LNG) zu werben.

Die Versorgungssicherheit hat überall wieder an Bedeutung gewonnen. Grosse Industrieunternehmen stocken ihre Vorräte kontinuierlich auf und gehen häufiger längerfristige Verträge ein.
Vor allem in Europa haben die Regierungen die Versorgung durch bedeutende Kreditgarantien abgesichert. So unterzeichnete Trafigura vor kurzem einen Vierjahresvertrag über die Lieferung erheblicher Gasmengen in das europäische Gasnetz.

Viele Länder wollen die Energiesicherheit zunehmend auch mittels einheimischer nachhaltiger Quellen erhöhen und somit die Energiewende beschleunigen. Dies wiederum führt zu einer erhöhten Nachfrage an Metallen und Mineralien, die für den Aufbau einer grüneren Energieinfrastruktur und kohlenstoffarmen Wirtschaft nötig sind.

Eine strukturelle Veränderung der Nachfrage ist bei Industriemetallen wie Kupfer, Nickel und Zink bereits erkennbar.

Investitionen in nachhaltige Infrastrukturen sowie der Anstieg an Elektrofahrzeugen führen zu einem zusätzlichen Bedarf, der die klassische Industrialisierung und Urbanisierung ergänzt.

Der Anstieg der Nachfrage nach diesen wichtigen Metallen erfordert auch eine grössere Transparenz.

Vor der Pandemie lag der Fokus unserer Kunden vor allem auf Kosten, Zeitplan und Qualität. Heute wollen sie auch wissen, woher die Rohstoffe kommen, ob sie verantwortungsvoll produziert und beschafft wurden und wie ihre CO₂-Bilanz im Lebenszyklus aussieht.

Als führender Rohstoffanbieter profitieren wir von der hohen Nachfrage, wollen aber auch verstärkt in alternative Angebote und Lösungen investieren.

Wir nutzen z.B. unsere umfassende Erfahrung im Rohstoffbereich, um neue Märkte für erneuerbaren Wasserstoff und Ammoniak zu erschliessen.

Öl und Gas werden noch viele Jahre gefragt sein. Einerseits führt die fortschreitende Urbanisierung in Afrika und Asien zu einem grossen Bedarf, andererseits wird auch der Ausbau einer kohlenstoffarmen Infrastruktur auf fossile Ressourcen zurückgreifen müssen.

Unsere Dienstleistungen – die Verwaltung komplexer Lieferketten, die Unterstützung von Investitionen sowie die Hilfe bei der Erschliessung neuer Märkte – werden deshalb weiterhin gefragt bleiben.

Der aktuelle Bericht der Unternehmensberatung McKinsey zum Rohstoffhandel formuliert es treffenderweise wie folgt: "Während alle Industriezweige mehrjährige Zyklen mit Höhen und Tiefen durchlaufen werden, kann sich die Rohstoffbranche auf hervorragende Jahre ausrichten."

This article was first published by L’Agefi, Finanz und Wirtschaft and the Swiss Trading & Shipping Association (STSA) as part of a special edition - click here.